• Er & ich


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    Er hat mich gefunden. In diesem Schuppen, vor vier Jahren, als ich nichts mehr hatte und kurz vor dem Verhungern war.


    Ich habe meinen Vater verloren, als ich noch klein war. Er ist für mich kein Vater. Aber er hat mich in diesen Jahren trotzdem großgezogen.


    Er konnte mir keine Gefühle zeigen. Aber er zeigte mir, dass er mich irgendwie mochte, weil er sich um mich kümmerte.


    Ich weiß, dass er als Teufel bezeichnet wird, als unmenschlich, grausam und kalt. Aber ich weiß, dass er bei mir blieb und mich beschützte.


    Er hatte kalte und stechende Augen. Aber das haben viele gehabt, die ich gesehen habe. Er war der Einzige, der mich nicht weggestoßen hat.


    Ich wartete oft auf ihn in unserem Versteck und wusste nicht, ob er zurückkehren würde. Aber irgendwann kam er wieder und ich war nicht mehr allein.


    Er litt sehr. Irgendetwas in ihm war komplett zerstört. Es ging ihm immer schlechter, aber er konnte mir nicht sagen, was es war.


    Ich sah, wie er gegen seine inneren Dämonen kämpfte. Er zitterte am ganzen Körper, war schweißgebadet und lag wimmernd auf dem Boden.


    Er sagte mir einmal, dass ich ihm einen Grund zum Weiterleben gegeben habe.


    Ich habe mit ihm und wegen ihm gelitten, nachts in mein Kissen geheult. Aber irgendwie bin ich immer noch da.


    Er hätte noch einen kleinen Rest Menschlichkeit, sagten manche. Aber er war nicht dazu fähig, zu zeigen, dass sie wirklich Recht hatten.


    Ich habe ihn gesehen und erlebt. Ich weiß, dass er ein Mensch ist, auch wenn er fast nichts unter Kontrolle hatte, sondern selbst kontrolliert wurde.


    Er ist vor vier Monaten von mir gegangen und ich weiß nicht, ob ich ihn jemals wieder sehen werde.


    Ich habe aber Nachrichten von ihm gefunden, die er mir hinterlassen hat. Einen Brief und noch weitere Spuren.


    Er will, dass ich seine Aufträge ausführe. Ich werde es versuchen, auch wenn ich mit meinen 13 Jahren noch nicht weiß, wie.


    Ich weiß nicht, was aus mir wird. Aber er hat mir beigebracht, wie man durchs Leben kommt, auch wenn ich nicht sicher bin, ob er selbst weiter lebt.




    Aber ich weiß, dass alles, was er tat, einen Sinn hatte.

    Deswegen glaube ich, dass mein Leben auch irgendeinen Sinn hat…

  • Hallo Nina.

    Solltest du Denjenigen meinen, den ich glaube, den du meinst ... kann ich dir sagen, dass ich mir sehr sicher bin, dass auch er noch etwas menschliches in sich hat.
    Wieviel kannst du wohl eher beurteilen als ich.
    Aber ... mit dieser Meinung stehe ich leider auch ziemlich allein da.

    Doch selbst, wenn wir nicht von dem Selben Mann sprechen ... möchte ich dir meine Hilfe anbieten.
    Egal in/um was es geht.
    Es ist schon als Erwachsener Mensch schwer genug und ich kann mir nicht vorstellen, wie es für dich sein mag.
    Bitte werte es als eine Form der Bewunderung, wenn ich sage : vielleicht kann ich noch von dir lernen.

    Auch solltest du keine Hilfe brauchen, biete ich dir gern einfach ein ungezwungenes Gespräch/Kontakt an.

    Es grüßt <3-lich Rotfuchs

    >> Wer aufgehört hat zu Träumen, hat aufgehört zu Leben. <<

    griechische Naturphilosoph Demokrit

  • Kein Schlaf mehr. Eine klare Morgendämmerung; Yoga wäre jetzt nicht schlecht. Sollte ich nun etwas Frühsport treiben, um in Form zu bleiben? Eher nicht, denn die Pflicht ruft. Rastlos raffe ich mich auf und gerate ins Stocken, als ich die Nachricht erblicke. Ich weiß nicht, woher sie stammt. Sie ist klein und unscheinbar. Tatsächlich scheint es auf den ersten Blick, als wäre sie direkt an mich gerichtet. Wäre da nicht der entscheidene kleine Text. Irrläufer. Echt jetzt? Das kann doch nicht sein. Ein Irrläufer ist doch in der heutigen, begrenzten Kommunikation fast ausgeschlossen. Reichlich merkwürdig. Augenscheinlich ist diese Nachricht nicht an mich gerichtet. Kein anderer Empfänger ist zu sehen. Total fassungslos stehe ich vor einer folegenschweren Entscheidung. Irgendwie beschleicht mich ein mulmiges Gefühl. Vielleicht steckt mehr dahinter, als ich mir eingestehen mag.


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    Ein Irrläufer von einer gewisen Nina Johanson. Dieser Name... irgendwo habe ich ihn doch schon einmal gelesen. Wo war das noch gleich...?

    Eine Assoziation mit einer Teenagerin macht sich breit und im Dämmerzustand zwischen Schlaf und Erwachen trifft mich die Erkenntnis wie ein Faustschlag ins Gesicht. Dieses Mädchen, die heimliche Warnung...

    Verdammt! Ich habe doch nur etwas gelesen. Nur etwas gespielt mit den Worten und Buchstaben. Woher weiß sie das alles? Woher weiß sie, dass ich ihre erste Nachricht gelesen habe? Oder hat ihr vielleicht jemand von mir erzählt? Jemand, der mich im Stille beobachtet? Ganz ruhig... die letzten Wochen haben mich bestimmt wieder etwas paranoid werden lassen. Alles gut... Aber ich kann einfach nicht anders.


    Ich gebe zu, ich habe mich in letzter Zeit etwas aus meiner persönlichen Komfortzone gewagt. Heimlich, raus aus meinem kleinen Mikrokosmos, der manchmal auch nach der großen Welt da draußen giert und so manche Gelegenheit nutzt, um über den Eisbecher mit Vanilleeis zu schauen. Meine kleine Welt ist perfekt und meist friedlich, aber... da ist so viel mehr.


    Ich versuche mich zu beruhigen. Bestimmt war es alles nur ein Zufall. Ein Schuss ins Blaue. Wie ein Trick dieser Mentalisten, die um die Jahrtausendwende auf den heimischen Fernsehern ihre Taschenspielertricks vorgeführt haben. Wie hieß er noch? Goldfake oder so ähnlich. Keine Ahnung. Es war jedenfalls ein Schuss ins Blaue, der getroffen hat. Wie viele Schüsse gab es wohl noch? Wurde noch jemand getroffen oder aufgescheucht? Ich muss es wissen.


    Ich wette, ich bin nicht die Einzige. Es ist eindeutig, wer mit "er" gemeint sein muss, bzw. wen das Mädchen namens Nina darin gelesen haben möchte. Natürlich kann es sich dabei nur den Einen handeln, der im Hintergrund gerne Fäden spinnt und daran nach Belieben zieht. Ein Gefühl aus Hitze wechselt sich mit einem kalten Schauer. Obwohl wir uns noch nie persönlich begegnet sind, weiß er von mir und kennt mich nur zu gut.


    Tja und da prangert er. Der Knopf zur Nachricht. Er ist wie ein Versprechen. "Ein Klick und die Nachricht gehört dir, auch wenn sie nicht für dich bestimmt ist!" und "Befriedige deine Neugier! Komm schon, tu es!"

    Ich schiebe die Stimme zur Seite und versuche neutral an die Sache zu gehen. Wer wohl der eigentlich Empfänger gewesen ist? Viel zu erkennen gibt es nicht. Würde es sich um eine Postkarte handeln, wäre die Sache einfach. Jeder kann sie lesen; keine Privatsphäre, die man verletzten könnte und es gäbe einen klaren Empfänger. Ebenfalls so bei einem Brief. Aber hier Es scheint eine private Nachricht zu sein und die Zeilen sind offenbar nicht für mich bestimmt. Das alles ist ein Irrtum, eine versehentliche Weiterleitung. Aber dennoch zögere ich. Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass dies alles ein Versehen ist. Nicht, nachdem ich ihre Nachricht gesehen habe. Trotzdem... soll ich die Nachricht lesen? Ist es überhaupt ethisch vertretbar, in die Privatsphäre eines anderen einzudringen, selbst wenn es unbeabsichtigt geschieht?

    Gerade bei Teenagern ist das besonders...heikel...


    Ach... was mache ich mir vor? Was immer ich tue, es wird in diesem Fall alles, nur nicht nicht unbeabsichtigt sein. Das kauft mir keiner ab und ich würde mich nur selbst belügen.


    Ein leises Zögern macht sich in mir breit, begleitet von einem Gefühl der Neugierde. Vielleicht braucht jemand Hilfe, Unterstützung, ein offenes Ohr? Vielleicht ging die Nachricht ja eigentlich an die andere Person, die Nina ein offenes Ohr angeboten hatte? Wenn ich nur wüsste, wer der eigentliche Empfänger war. Dann könnte ich alles aufklären und ein reines Gewissen behalten.


    Vielleicht gibt es Hinweise in dieser Nachricht, die auf eine dringende Notlage oder den Empfänger hinweisen könnte. Doch andererseits fühle ich mich absolut unwohl bei dem Gedanken, in etwas Einblick zu nehmen, das nicht für mich bestimmt ist. Es ist eine Frage des Respekts vor den persönlichen Angelegenheiten anderer, von denen ich aufgrund meiner selbstgewählen Isolation im anderen Chernarus nur allzu wenig verstehe.


    Ich grübele lange nach. Der Knopf leuchtet eindringlich weiter. Ein Versprechen... Ich schließe die Augen und atme tief ein. Wie auch immer meine Entscheidung aussehen wird, ich werde dazu stehen.

    Ich wiederhole mein Mantra, dann steht meine Entscheidung fest.

    Ich entscheide mich dagegen, die Nachricht zu öffnen. Ich weiß, dass es besser ist, die Privatsphäre anderer zu respektieren. Die Zeiten mögen sich geändert haben, aber ich möchte dennoch etwas Respekt und Anstand waren. Auch wenn ein Funke Neugierde mich dazu verleiten möchte, bleibe ich standhaft.


    Die Nachricht wird ungeöffnet bleiben, und ich werde darauf vertrauen, dass derjenige, für den sie bestimmt war, den richtigen Umgang damit findet. Aber was, wenn die Person die Nachricht nun gar nicht bekommen kann? Was, wenn darauf vertraut wird, dass ich sie dem eigentlichen Empfänger weiterleite? "Es gibt mehrere Schüsse...", flüstert meine andere Stimme wieder in mein Ohr. Bestimmt. Dennoch... wie kann man mit einem Unbekannten in Kontakt treten? Ein öffentlicher Aushang vielleicht? Was sollte darin stehen? "Falls du einen Brief vermisst, melde dich bei mir. Ich habe versehentlich einen bekommen." Könnte ich machen, aber woher wüsste ich dann, dass die Person, die sich meldet, auch wirklich der oder die Empfängerin ist? Das ist alles so verwirrend! Ich bin doch nur ein kleines Licht am Ende des Tunnels...


    Früher wäre das im Zweifelsfall ein Fall für die Polizei, doch die hätte auch nur müde gelächelt. Ich meine... ernsthaft! Ein Brief, der fehlgeleitet wurde. Zurück zur Post, Empfänger unbekannt und Basta.

    Tja und heute? Heute gibt es das alles nicht mehr.


    Kurz überlege ich, die Nachricht vielleicht ungeöffnet an die UNOC weiterzuleiten. Die sind doch für Ermittlungen zuständig, oder? Allerdings hatten wir noch keine wirklichen Berührungspunkte. Soll heißen, ich bin auf meinen spärlichen Reisen bisher noch nicht in ihre Gebiete durchgedrungen. Und Hand auf's Herz: Ich habe keine Ahnung, wo sich genau ihr Hauptquartier befindet. Es würde auf jeden Fall mehrere Tage dauern, bis mich meine Wege von Solnichniy dorthin führen würden. Vorausgesetzt, ich finde genügend Proviant, eine Karte oder kann mich irgendwie durchfragen. Aber selbst wenn ich unterwegs jemanden treffe, in Anbetracht der jüngsten Ereignisse in und um Chernarus wäre das ein sehr gefährliches, wenn nicht sogar törichtes Unterfangen. Im Gegensatz zu meiner kleinen heilen Welt ist hier nicht jede Begegnung an der Küste gleich von Hilfsangeboten geprägt. Das haben meine Freundin Hikaru und ich vor zwei Wochen auch schon bemerkt, wobei wir dort freundlicherweise am Leben gelassen wurden. Aber es war wirklich verdammt knapp. Wie knapp, das habe ich erst im Nachhinein erfahren.


    Okay, jetzt mal ganz ruhig. Bleib logisch. Ich dreh schon wieder durch... also.

    Abgesehen von meinen ganzen Bedenken, handelt es sich nüchtern betrachtet lediglich um den Brief einer Teenagerin an eine mir unbekannte Person. Punkt.

    Ich weiß nicht, ob so ein kleiner Brief überhaupt eine Rolle spielt für die UNOC. Ich weiß ja noch nicht einmal, was darin steht! Tja und die UNOC hat durch die aktuellen Ereignisse, die schwierige Sicherheitslage und nicht zuletzt auch Baschts Verschwinden genug zu tun, um noch zusätzlich Briefträger zu spielen. Ich meine... stell dir mal vor, es würden noch die "guten alten Zeiten" herrschen. Wie seltsam wäre es, wenn man die UN höchstpersönlich damit belästig, weil man den Brief einer Teenagerin höchstwahrscheinlich versehentlich erhalten hat. Die würden mich doch alles für verrückt erklären. Nein, damit möchte ich niemand anderen belasten. Entweder, ich finde die Person, für den er bestimmt ist, oder eben nicht. Bis dahin bleibt der Brief auf jeden Fall fest verschlossen.


    So bleibt es für den Moment bei meiner Entscheidung, die Privatsphäre der unbekannten Person und natürlich die von Nina zu respektieren und die Nachricht nicht zu lesen. Dennoch... der Drang ist stark und ich frage mich, wohin das alles noch führen wird.


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  • Was habe ich nur getan... Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht. Ich habe meine Nachricht ausversehen an noch mehr Leute verschickt. Als ich den Fehler bemerkt habe, war es schon zu spät.

    Von manchen der Empfänger dieser falsch versendeten Nachricht meine ich, dass sie sie nicht aufgemacht haben. Bei anderen bin ich mir aber nicht sicher.


    Er hat mir beigebracht, wie ich geheime Botschaften verstecken kann, aber diese Nachricht habe ich nicht geschafft geheim zu halten, ich habe hier einfach nur Mist gebaut...

    Ich habe Angst, dass die Nachricht so bei den falschen ankommt. Aber ich kann ihn nicht mal warnen... Ich kann euch nur bitten, die Nachricht zu zu lassen oder wenn es zu spät ist, das, was sie sagen will, nicht offen zu schreiben.


    Plueschkugel

    Danke. Ich fühl mich allein und ich weiß nicht, wie es ihm geht, aber ich komm im Moment wahrscheinlich noch klar. In unserer Gegend gibt es nicht viele von den kranken Menschen. Und zum Glück noch viele Tiere zum Jagen. Er hat mir beigebracht, mit der Armbrust zu schießen. Ich muss nur vor den Bären aufpassen, aber ich weiß, wie ich ihnen aus dem Weg gehen kann.

    Aber ich kann auch nicht mit dir reden, weil ich dich nicht kenne. Er hat gesagt, dass Paranoia uns beschützt. Ich muss warten, bis er wieder zu mir zurückkommt.



    Edit:


    ich glaube, ein Wunder ist passiert und der Empfänger hat meine Nachricht gefunden. Ich glaube, dass mein Fehler doch noch mal gut gegangen ist...

  • Liebe Nina,


    auch an mich ging dieser Umschlag und werde offen preisgeben, dass ich mich auf die Suche machte. Ich kam aber zu spät, auch wenn die Neugier mich weiterhin packt. Für die Zukunft: Pass auf, wohin du alles schicken lässt, denn in dieser Welt ist die Rechtschaffenheit und das reine Herz verloren. Nur wenige haben eines oder beides der Genannten. Paranoia mag für Schutz sorgen, zu tief in die Paranoia eindringen... Hoffen wir, dass niemand dieses Los ziehen wird.



    Fortissimum est animus telum.

    "Mit kleinen Kräften lassen sich große Ergebnisse erzielen."


    Sun Tzu

  • Hallo Nina.


    Ich respektiere deine Entscheidung.

    Für die Zukunft bleibt mein Angebot weiterhin bestehen.

    Vittorio hat Recht : Gesunde Skepsis und Misstrauen kann Leben retten.

    Allerdings glaube ich, dass du gut weißt, was bei zuviel Paranoia passieren kann.


    Ich wünsche dir von Herzen alles Gute auf deinem Weg.

    Pass auf dich, Liebes.


    Rotfuchs, over and out.

    >> Wer aufgehört hat zu Träumen, hat aufgehört zu Leben. <<

    griechische Naturphilosoph Demokrit

  • Ich finde immer noch Nachrichten von ihm um unser Versteck herum verstreut. Auch wenn er schon so lange weg ist, scheint er dadurch immer noch da zu sein. Es ist wie wenn er dadurch zu mir spricht, aber ich habe irgendwie keine Hoffnung, dass in seinen Sätzen ein gutes Ende kommt.


    Er hat nach all den Wochen schon wieder einen Auftrag für mich. Ich habe ihn aber noch nicht herausfinden können. Ich weiß nur, dass es irgendwas mit dem Thema von meinem letzten Auftrag zu tun hat, die Nachricht, die ich verschickt habe. Hoffentlich mach ich nicht schon wieder so einen riesen Fehler, das könnte ich mir nicht mehr verzeihen.


    Warum ist er nur gegangen... Und wohin? Ich weiß im Moment wahrscheinlich doch nicht mehr, wie lange ich das noch aushalten kann. Der Sinn, den ich vor kurzem noch in allem gesehen habe, wird immer kleiner und meine Gedanken fangen immer mehr an, im Kreis Achterbahn zu fahren. Ich habe Angst, dass ich die Erwartungen nicht erfüllen kann. Ich weiß, das hier ist kein Tagebuch...


    Tut mir leid.

  • Vergess ihn einfach kleine und zieh weiter.

    Sehr zu das du eine Quarantäne Zone vom Militär findest.

    Die sind zwar scheiße aber dort kannst du überleben wenn du die Füße stillhälst.


    Entweder überwindest du das oder du wirst dort draußen sterben..

  • Liebe Nina,


    wir kennen uns nur so gut, wie wir voneinander mitbekommen. Ich kann dich gut verstehen... Einsamkeit und Verlust plagen eine Seele stärker, als man es außen hin jemals zeigen kann. Es verschlingt einen förmlich so stark, wie man in der Paranoia eindringen kann. Gefolgt von einer Angst des Versagens... Nina, du bist nicht einsam, auch wenn du dich alleine fühlst. Halte deine Erinnerungen fest. Denn Erinnerungen wird dir niemand stehlen können.



    Memoriae nostrae sunt maximi thesauri.



    Lieber Yamon,


    auch an dich möchte ich ein paar Worte richten. Vergessen ist ein einfaches Wort zu sagen. Der Aufwand dahinter ist stärker als du denkst. Aber wer vergisst, wird Erinnerungen verlieren, die einem wichtiger sind, als das eigene Leben. Ich bin mir sicher, dass Nina die Hilfe des Militärs nicht brauchen wird. Sie braucht höchstens jemanden, der sie so lieben kann, wie derjenige, der gegangen ist.



    Oblitus numquam optio sit an.

    "Mit kleinen Kräften lassen sich große Ergebnisse erzielen."


    Sun Tzu

  • Liebe Criosdan,


    nach dem, was uns Nina preisgibt, erschließt sich mir, dass sie geliebt wurde. Das ist aber ausschließlich meine Meinung und Ansicht von dem, was wir mitbekommen. Ich könnte hier die Frage stellen, was ist Liebe für jeden einzelnen von uns. Aber das ist nicht förderlich und hilfreich für Nina.



    Amor non est idem quod amor.



    Lieber Yamon,


    ein sehr gut gemeinter Ratschlag: Eröffne dich nicht in Situationen, in denen dein Licht hinterfragt werden könnte. Dämonen gibt es bereits genug, die die Welt unsicher machen.



    Inter bona et mala linea est finis.

    "Mit kleinen Kräften lassen sich große Ergebnisse erzielen."


    Sun Tzu

  • Auf dem ausgegrabenen Zettel stehen Namen... Ganz viele Namen. Manche...

    schon mal gelesen, die ...meisten aber noch nie....ungefähr 30 Namen.


    Ich stehe kurz davor, die Botschaft zu entschlüsseln... Wenn ich es

    geschafft habe, soll ... sie an diese Menschen schicken. Aber ...

    so kompliziert, mein Gehirn kann ... nicht begreifen.

    ... Aber ich darf einfach nicht ... nicht aufgeben.


    Ich ... weiß nicht, ob ich alles richtig mache.

    Warum muss ich das alles nur machen?


    ... so müde und muss ... zu essen

    suchen... kann mich nicht

    mehr konzentrieren.


    Wo ist...


    ...




  • Liebe Nina,


    ich möchte dich darüber informieren, dass wir erfahren haben, dass Aldebaran heute um 22 Uhr in Krasnoe ein Treffen mit dir geplant hatte. Als wir davon hörten, klang das Ganze äußerst verdächtig, und wir machten uns große Sorgen um deine Sicherheit. Daher beschlossen wir, selbst vor Ort zu sein, um sicherzustellen, dass dir nichts zustößt. Bereits weit vor dem geplanten Treffpunkt waren wir dort und versuchten, den Ort zu sichern.


    Anfangs schien alles normal zu sein, bis plötzlich jemand vor Richie14682 auftauchte und eine Waffe auf ihn richtete. Er musste sich verteidigen, und der Angreifer bezahlte dafür mit seinem Leben. Auf seiner Hundemarke stand der Name "Aldebarans Ausputzer". Es scheint, als hätte Aldebaran einen Auftragskiller geschickt, um dich zu töten.

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    Liebe Nina, ich möchte dich nicht verängstigen, aber ich rate dir dringend, dich von ihm fernzuhalten.
    Es ist offensichtlich, dass er nach deinem Leben trachtet.

    Ich hoffe, dass die Schüsse dich nicht zu sehr verstört haben und dich rechtzeitig von dem Gebiet fernhalten konnten.
    Pass bitte auf dich auf, Kleine.


    Valhallerie

  • Ich habe lange nachgedacht über die Vorkommnisse von gestern. Und was dazu geführt hat.

    Der Attentäter, den ich gestern erschoss, war ein Armutszeugnis. Er war schlecht ausgerüstet, ein miserabler Schütze und unprofessionell im Vorgehen. Vielleicht war es eine Marionette, gezwungen und/oder unter Drogen gesetzt? Eine arme Seele.

    Auf jeden Fall zeigt er eines: Aldebaran ist schlecht vorbereitet, plant nicht voraus und ist verzweifelt.

    Was aber viel wichtiger ist, ist die Tatsache, dass Keyser und Aldebaran uneins sind. Warum sollte Keyser seinen "Botschafter" beauftragen, seine eigene Ziehtochter zu töten?

    Die Antwort kann nur lauten: Aldebaran will unbestrittener Nachfolger sein.


    Diese Uneinigkeit können wir ausnutzen, indem wir weiter wachsam bleiben, alle Hintergründe aufdecken und sie als das entlarven, was sie wirklich sind: Opportunisten des Chaos die nach Macht streben.


    Was sie nicht erkennen: Es gibt noch Ordnung, Zusammenhalt und Freundschaft in dieser Hölle!

  • Ich bin in etwas hineingeraten, aus dem ich bisher nicht herausfinden konnte. Nina scheint wie ich, ein Teil des Puzzles zu sein... Ich hoffe, ich werde endgültig Freiheit erlangen und loskommen.


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    13. November 2023, Lumbermill


    Heute war ein nebliger und wolkenverhangener Tag im November 2023. Fast auf den Tag 12 Jahre nach dem ich seinen grausigen Brief empfing. Der Brief über die Morde an seiner Frau und seinen Kindern, um Verständnis und Vergebung bettelnd...


    In Süd-Zagorien herrscht immer noch das Chaos. Verfeindete Gruppierungen kämpfen um die letzten verbliebenen Ressourcen. Ein gnadenloser Kampf, in dem die letzte Menschlichkeit die Menschen verlässt. Aber ist es vor der Apokalypse anders gewesen? Kriege prägen meine Erinnerungen. Die Erinnerungen daran sind so real. Ich fühle, als sei es immer so gewesen und als sollte es nie vergehen.


    Er suchte mich in Lumbermill auf. Ich predigte im Stillen, nur noch für mich allein, ich betete, wie in Trance. Gläubige, oder überhaupt Menschen, kommen nicht mehr zu mir. Niemand glaubt mehr, niemand sucht Trost in den Worten des goldenen Gurkenschälers. Die Welt wird nicht besser, wie ich es immer noch hoffe. Ich bin niedergeschlagen und verzweifelt, als sein dunkler Schatten durch die große Holztür der Kirche kroch.


    Er sprach mich an mit "Prediger, ich will beichten!" Keine Begrüßung, kein Gesichtsausdruck. Einfach ein fahles Gesicht mit leeren, eingefallenen und tiefen Augen. Ich erschrak, in mir wurde es kalt.


    Er kam zur Beichte, in den Stuhl. Lautlos wie ein Geist. Sein Atem war nicht zu hören, obwohl eine Totenstille in der Kirche herrschte. Er redete ohne Ton, gleichatmig langsam. Er sprach in Bildern, beschrieb alles, was er erinnerte. Seine Beichte war echt. Ich bin davon überzeugt, dass er die Taten an seiner Familie mittlerweile bereute. Ich erkannte es nicht an seiner Stimme, sondern an seinen Worten und seiner Haltung. Er war ein gebrochener Mann, der über die Jahre Erkenntnis über seine großen Fehler erlangte.


    Er drehte das Gespräch, nach seiner Beichte, sodass es um mich ging. Ich ließ mich darauf ein, so lange hatte ich mit niemandem gesprochen. Er stellte mir Fragen, bei denen ich das Gefühl hatte, dass er die Antwort schon wusste. Er fragte, wie ich ihn vor 12 Jahren in der letzten Reihe der Kirche beim Beten wahrgenommen hatte. Er wusste, dass ich schon damals erkannt hatte, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Ich kannte alle Mitglieder der Gemeinde, auch ihn. Er war ein Kriegsveteran, gezeichnet und innerlich verbrannt.


    Er fragte weiter, nicht vorwurfsvoll, sondern verständnisvoll, ob ich nicht helfen wollte oder konnte. Aus meinem Innersten stieg erneut das Schuldgefühl, was ich 12 Jahre unterdrückt hatte, empor. Ich fühlte mich schuldig, nicht erkannt zu haben, nicht geholfen zu haben. Hätte ich diese sinnlosen Tode verhindern können? Selbstzweifel, die ich 12 Jahre unterdrückte, übermannten mich. Ich versuchte, mich zu befreien, meine Gedanken zu reinigen. Ich schaffte es nicht. Ich war gefangen.


    Zum ersten Mal dachte ich ein kurzes Zucken in Keysers Gesicht gesehen zu haben. Er fragte mich, ob ich mich schuldig fühlte. Ja, ich fühlte mich schuldig. Es war unerträglich. Ein durchdringender Schmerz. Warum machte er das mit mir? Wie konnte ich das zulassen? Ich hatte nicht gemordet, und doch fühlte ich mich so, als hätte ich es getan, nicht er...


    Er sprach dann von einem Weg, bei dem ich ihm helfen solle, damit sich meine Schuld begleichen könne. Es könnte für uns beide ein Ausweg aus einer schweren Situation sein. Ich stimmte schweigend zu.


    Er verließ die Kirche. So wie er gekommen war...


    Aufzeichnung aus meinen Tagebuch, November 2023


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    Der erste Teil dieses Auftrags ist erledigt, dem Gurkenschäler sei Dank. Endlich, nach so vielen Wochen und Monaten haben mich in den vergangenen Tagen verschiedene Menschen angeschrieben. Ich dachte, dass das nie eintreten würde, dass ich für immer mit diesem Gewicht der Schuld auf meinen Schultern leben müsste. Aber es scheint, dass der Goldene Gurkenschäler mir doch gnädig ist und mir meine Schuld abnehmen wird. Er wird mir verzeihen.


    Es haben mich einige Überlebende angeschrieben. Valhallerie , Richie14682 , Nasenbaer-Ali, Vittorio/Heleranos und Plueschkugel Vielleicht werden es auch noch mehr. Sie haben wohl eine Art Suche abgeschlossen. Alle haben mir den Schlüsselsatz und ein Zusatzwort mitgeteilt, die Keyser mir im Oktober genannt hat. Er muss das alles schon vorbereitet gehabt haben. Ich weiß nicht, worum es bei dieser Suche geht. Ich will es auch nicht wissen.


    Mein letzter Teil des Auftrags ist es, den weiteren Weg einzuleiten und den Suchenden eine Wegbeschreibung zu schicken...


    Dann bin ich endlich erlöst und kann dieses Thema von mir abstreifen. Ich hoffe, meine Schuld wird damit beglichen sein.

    "Vodka, Vodka, Mountain Dew..." [gdz]<3

  • Geehrter Murphy


    Sünde und Schuld belasten alle von uns schwer. Die schweren Ketten um uns herum zu brechen ist, wie ihr sicher auch selber wisst, eine erzwungene Bürde geprägt durch den Glauben, dem wir uns festigen. Reinheit und Gewissen hoch zu halten ist eine immerwährende Prüfung des Glaubens. Ich bete für euch, dass die Prüfungen des Glaubens, die Schwere der Vergangenheit und eure Reinheit weiterhin auf einen Stand gehalten werden, der eure Seele nicht zersplittern lässt. Wie...andere...



    Fides probatio est, quae nostram puritatem a peccato defendit.

    "Mit kleinen Kräften lassen sich große Ergebnisse erzielen."


    Sun Tzu